
Der Zieglerhof Bergen:
Eine Geschichte von Informatik, mobilen Hühnern und seltenen Rindern
Was haben Bits und Bytes mit Bio zu tun? Auf den ersten Blick nichts – doch auf dem über 500 Jahre alten Zieglerhof Bergen im Landkreis Freising ist das anders. Lydia Lochinger arbeitete eigentlich als selbstständige Informatikerin, bevor sie das Anwesen von ihren Eltern erbte. Als sie sich entschloss, den Hof gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen weiterzuführen, stand für sie von Anfang an fest: Sie wollte nachhaltig wirtschaften. So gab es 2009 zu den ersten Tieren und Ställen auch direkt eine Bio-Zertifizierung. Heute leben auf dem Hof 1260 Bio-Hühner und 30 Pinzgauer Rinder – eine seltene Rasse, die auf der Roten Liste steht. Da der Zieglerhof seine Lebensmittel konsequent ökologisch produziert, sind sie mit dem Bayerischen Bio-Siegel ausgezeichnet.
Ein Hühnerleben im Grünen – mit Streuobstwiese und Wintergarten
Die Bio-Hühner der Lochingers leben fast schon paradiesisch: Sie haben das ganze Jahr über Freiland-Auslauf auf einer Streuobstwiese mit 40 Bäumen, die ihnen Schatten spenden. Wenn es dunkel wird, ziehen sie sich in ihre zwei Mobilställe mit Wintergarten zurück – manche erst spät, weswegen eine Stallkontrolle nach 22 Uhr keine Seltenheit ist. Auch drinnen wird es dem Federvieh nicht langweilig: Ein Drittel der Stallfläche ist als Scharrraum gestaltet, in dem die Hühner nach Herzenslust picken und wühlen können. Die auf Kufen stehenden Mobilställe werden regelmäßig mit dem Traktor umgesetzt, damit die Hennen immer frisches Grün unter den Füßen haben.
Bruderhahn-Projekt und nachhaltige Partnerschaft
Die Hühner kommen als vier Monate alte Junghennen zum Zieglerhof. Sie stammen von regionalen Aufzuchtbetrieben, die am Bruderhahn-Projekt teilnehmen – das heißt, dass auch die männlichen Küken aufgezogen werden. Im Schnitt verbringen die Hühner etwa 1,5 Jahre bei den Lochingers und werden während ihrer Zeit auf dem Hof liebevoll umsorgt. Sie bekommen Bio-Futter, das mit Kräutern verfeinert ist. Es stammt von einer nahe gelegenen Futtermühle. Die Hühner danken es mit hochwertigen Bio-Eiern, die entweder ab Hof verkauft oder an den regionalen Einzelhandel geliefert werden. Wenn die Legeleistung nachlässt, vermittelt Lydia die Legehennen an Privatleute, wo sie ihren Lebensabend genießen können.

Lydias Lieblingsprojekt – Pinzgauer Rinder der alten Zuchtrichtung
Weil Lydia Kühe liebt, hat sie sich neben den Hühnern noch Pinzgauer Rinder zugelegt. Durch die bewusste Haltung und Nutzung dieser seltenen Rasse leistet Lydia einen wichtigen Beitrag zu ihrem Erhalt. Die Rinder dürfen bis zum Winter auf der 10 ha großen Weide grasen und selbst entscheiden, ob sie draußen bleiben oder in den Laufstall zurückkehren möchten. Der 150 qm große Vorplatz steht ihnen das ganze Jahr über zum Sonnen oder Abkühlen zur Verfügung – die Stalltür bleibt immer offen. Wenn sie nicht nach draußen wollen, können sie sich im Stall am hofeigenen Bio-Heu bedienen.
Lydia achtet darauf, dass ihre Rinder ein artgerechtes und würdiges Leben führen. Wenn es so weit ist, geht der respektvolle Umgang weiter: Zwischen ihrem 20. und 25. Lebensmonat werden die Tiere zum nur 30 Minuten entfernten Metzger gebracht. Nach dem Zerlegen wird das Bio-Fleisch vakuumiert und ausschließlich ab Hof an Stammkunden verkauft, die zuvor über die Schlachtung informiert wurden.

Lebensmittel mit dem Bayerischen Bio-Siegel
Seit 2015 ist der Zieglerhof Zeichennutzer des Bayerischen Bio-Siegels. Zwei Produkte des Zieglerhofs sind inzwischen mit dem Siegel ausgezeichnet. Für alle Lebensmittel, die das Bayerische Bio-Siegel tragen, gilt ein lückenloser Herkunftsnachweis: Vom Anbau über die Ernte bis hin zur Verarbeitung muss die gesamte Produktion sowie alle weiterführenden Verarbeitungsschritte in Bayern erfolgen. Das Bayerische Bio-Siegel schreibt zudem Qualitätskriterien vor, die über die gesetzlichen Anforderungen der EU-Öko-Verordnung hinausgehen.
Neben den allgemeinen Richtlinien des Ökolandbaus, wie dem Verzicht auf synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel, müssen auch die Programmbestimmungen des Bayerischen Bio-Siegels eingehalten werden. Diese orientieren sich an den Standards der Ökolandbauverbände und beinhalten beispielsweise die vollständige ökologische Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen Betriebs sowie eine strengere Regelung der Verwendung von organischem Dünger. Ein staatlich streng überprüftes Kontrollsystem stellt sicher, dass diese Kriterien eingehalten werden.